Hypnose Hamburg

Emotionale Resonanz

Die Emotionen, die wir uns in tragen, erzeugen ein Resonanzfeld, das große Bedeutung für unser Leben hat. Einer meiner Patienten war während seiner Kindheit einer Mutter ausgesetzt, die unter starken Stimmungsschwankungen litt. Er bezeichnete ihre Wutanfälle als Gewitter, die willkürlich über ihn und seine Geschwister hinwegfegten. Er äußerte sogar den Verdacht, dass sie eventuell eine Persönlichkeitsstörung (Borderline) habe, was ihre Stimmungsschwankungen erkläre. Sie machte ihren Sohn richtig fertig, beschimpfte und beleidigte ihn. Während seiner Schulzeit begegnete er dann einer Klassenlehrerin, die es auf ihn abgesehen hatte. Obwohl er ein überdurchschnittlicher Schüler war, hatte sie sich auf ein eingeschossen und stellte ihn immer wieder vor der Klasse bloß. Einmal stellte sie ihn an der Tafel bloß, was dazu führte, dass er sich total beschämt fühlte und weinte wie ein Schlosshund. Das Interessante: seine Leistungen gaben eigentlich gar Anlass dafür, in dieser Härte bestraft zu werden. Aufgrund der Abwertungen, die er durch seine Mutter erlebte, hatte er schon sehr früh einen enormen Ehrgeiz entwickelt, der Beste zu sein und sich durch hervorragende Leistungen unangreifbar zu machen. Der Umstand, dass die Lehrerin sich gerade auf ihn eingeschossen hatte, geht nicht etwa auf Zufall, sondern auf das Prinzip der emotionalen Resonanz zurück. Die Lehrerin spürte die Verletzungen, die die Mutter in ihm ausgelöst hatte und fand dort eine Andockstelle für ihre eigenen negativen Emotionen. Sie missbrauchte ihn genauso als Blitzableiter für ihre eigenen Spannungsgefühle wie seine Mutter es zuhause bei ihm tat. Dass sie sich ausgerechnet ihn ausgesucht hat, geht auf Intuition zurück. Irgendetwas in ihr spürte, dass gerade er sich für die Ableitung der eigenen aufgestauten Wut- und Frustgefühle besonders eignete. Sie erspürte seine Wehrlosigkeit und nutze sie für sich aus. Kinder, die jedoch aus einem gesunden Elternhaus kamen, trugen nicht die emotionale Grundlage in sich, die sie brauchte, um sie sich als Opfer auszusuchen. Durch ihr schreckliches Verhalten schlug sie im Sinne eines Stellvertreters in dieselbe Kerbe, in die bereits seine Mutter regelmäßig schlug. Damit kam es für ihn zu einer Wiederholung und Verstärkung der Selbstwertverletzung. So erklärt sich, wie in der Kindheit aufgenommene negative Gefühle von Stellvertretern anstimuliert und verstärkt werden. Dadurch findet sich im Leben vieler Betroffenen so etwas wie ein roter Faden der Verletzungen. Sie machen immer wieder dieselben Erfahrungen: nicht gesehen zu werden, nicht auszureichen oder wertlos zu sein. Stellvertreter, die die Wunden der Kindheit in späteren Lebensphasen anstimulieren und wiederholen sorgen dafür, dass sich das negative Selbstbild verfestigt. Was fehlt und mit der Heilung zum Tragen kommt, sind Menschen, mit denen positive Erlebnisse verbunden sind und ein positives Selbstbild zur Entwicklung kommt.

Das Prinzip der emotionalen Resonanz beinhaltet nicht nur, wem wir „rein zufällig“ als Freund, Partner und Mensch aus dem Arbeitsleben begegnen, sondern auch wie stark wir mit diesen Menschen Verbindungen eingehen. Stellen wir uns vor, zwei Frauen mit einem unterschiedlichen Hintergrund begegnen beim Ausgehen ein und demselben Mann. Eine Frau ist selbstwertschwach, da ihr leiblicher Vater sich nie um sich gekümmert hat und sie von ihrem Stiefvater sexuell und seelisch missbraucht wurde. Die andere Frau kommt aus einem gesunden Elternhaus, hat von ihrem Vater Liebe und Anerkennung erfahren. Beide begegnen einem Mann, der aufgrund seiner eigenen schwierigen Kindheit selbstwertschwach ist und die Tendenz hat, seine Freundinnen schlecht zu behandeln. Die selbstwertstarke Frau wird nach ein paar Sätzen mit dem Mann intuitiv spüren, dass er nicht zu ihr passt. Die Gefühle, die er in sich trägt passen nicht zu den positiven Gefühlen, die ihr Vater ihr während ihrer Kindheit vermittelt hat. Sie wird ihn als potentiellen Partner gar nicht erst in Betracht ziehen. Emotionale Resonanz findet nicht statt. Die selbstwertschwache Frau und ihre verletzten Gefühle passen emotional wie die Faust auf das Auge zu dem Mann, der selbst selbstwertschwach und das Potential hat, sie noch mehr zu verletzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden sich kennenlernen und sich ihre Bekanntschaft zu einer Partnerschaft entwickelt, ist deutlich größer als bei der Konstellation mit der gesunden Frau.

Emotionale Resonanz ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Sondern sie verändert sich mit dem, was wir an Gefühlen ausheilen. Bauen wir verletzte Gefühle ab, kommen die positiven Gefühle in uns mehr zum Vorschein. Unsere emotionale Resonanz verändert sich. Wir begegnen verstärkt Menschen, die sich positiv auf unser Leben auswirken. Und wir können leichter mit ihnen Bindungen eingehen, während destruktive Menschen, die uns schaden, bei uns abblitzen.

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