Hypnose Hamburg

Selbstwertgefühl und Hypnose


Themen:

Ulrike liebt sich nicht

„Du lässt Dich schon wieder ausnutzen“, sagte die Freundin zu Ulrike, nachdem sie ihr geduldig zugehört hatte. „Ja, ich weiß“, entgegnete diese. So häufig hatte sie probiert, etwas anders zu machen. Aber sie konnte langfristig nie wirklich etwas verändern, egal wie gut die Ratschläge waren, die man ihr gab. „Mit dem Kopf verstehe ich das auch, aber wenn ich dann wieder in so eine Situation hineinkomme kann ich einfach nicht Nein sagen“, dachte sie. Das Leben war nicht so, wie Ulrike es sich wünschte. Viel zu häufig hatte man ihre Gutmütigkeit ausgenutzt, viel zu häufig hatte sie den Interessen anderer nachgegeben und ihre eigenen dabei verleugnet.

Manchmal fühlte sie sich wie ein Gespenst, sie war zwar da, aber irgendwie nicht lebendig. Komplimente jeglicher Art prallten stets an ihr ab. War da eine Absicht, einen Zweck, den ihr Gegenüber mit diesen Bemerkungen verfolgte? Wollte man sie vielleicht sogar auf den Arm nehmen?

Ulrikes Selbstzweifel strahlten in alle Bereiche ihres Lebens aus. Beruflich verkaufte sie sich unter Wert obwohl ihre Kollegen ihr versicherten, dass sie eine ausgezeichnete Arbeit machte. Eine glückliche und langfristige Bindung zu einem Mann hat sie niemals aufbauen können. Ulrike war eine hübsche Frau, die bei dem Blick in den Spiegel jedoch kaum etwas Gutes an sich entdecken konnte.

Als Kind wurde Ulrike von der Mutter einiges abverlangt. „Augen zu und durch“, war die Devise. Da ihre Mutter selbst in der Misere des zweiten Weltkrieges getrennt von ihren Eltern auf einem Bauernhof aufgewachsen war, hatte sie nie gelernt, was es heißt, wirkliche Zuneigung zu erfahren. Stattdessen lernte sie, zu funktionieren und gab diese Angewohnheit leider an ihre Tochter weiter. Ihr gegenüber konnte sie nur selten Zuneigung zeigen, und wenn es einmal dazu kam, musste Ulrike schon Außergewöhnliches vollbracht haben.

So hatte sie leider niemals das Gefühl vermittelt bekommen, ein liebenswertes Kind zu sein. Der fehlenden Liebe rannte sie ein Leben lang hinterher. Egal, ob es eine Freundin, der Partner oder der Chef auf der Arbeit war, stets agierte sie aus der Position der emotionalen Bedürftigkeit heraus. Das wiederum führte zu Abhängigkeit. Zudem fiel es ihr schwer, sich abzugrenzen und für sich selbst und ihre Interessen einzutreten. Wie könnte sie sich für sich selbst einsetzen, wenn ihr Selbstbild so negativ war?

Es kam der Punkt, an dem Ulrike beschloss, dass sich etwas in ihrem Leben verändern musste. Sie hatte beschlossen, nicht mehr wie ein Stückchen Treibholz auf dem Fluss des Lebens hin- und hergeworfen und irgendwo angespült zu werden. Sie hatte beschlossen, dass sie in Zukunft ihr Boot auf diesem Fluss selber steuern würde. Sie beschloss, sich auf ihrem Weg helfen zu lassen.

Selbstwertgefühl

selbstwertgefuehl

Selbstwert ist der Wert, den wir uns selber zuschreiben. Das Selbstwertgefühl entspricht unserem gefühlten Selbstwert. Das Selbstwertgefühl ist in starkem Maße davon abhängig, welches Gefühl uns von unseren Eltern während der Kindheit vermittelt wurde. Doch auch später im Leben auftretende Ereignisse und Gefühle haben einen Einfluss darauf, ob wir uns selbst einen gesunden Wert zuschreiben oder nicht.

Anzeichen für ein mangelndes Selbstwertgefühl:

  • Sich selbst nicht annehmen
  • Das Gefühl, nicht gut genug zu sein
  • Andere und sich selbst nicht lieben können
  • Die eigene Meinung nicht äußern können
  • Eigene Leistungen nicht anerkennen
  • Komplimente abwehren
  • Selbstabwertung
  • Krankhaftes Streben nach Erfolg
  • Vernachlässigen eigener Bedürfnisse
  • Funktionieren
  • Nicht Nein sagen können
  • Übertriebener Perfektionismus
  • Angst vor Ablehnung oder Konflikten
  • Soziale Phobie
  • Erythrophobie (Angst vor dem Erröten)
  • Übertriebene Eifersucht
  • Kontrollsucht

Das Selbstwertgefühl ist eng mit der Selbstwirksamkeit verknüpft. In der Regel wird durch die Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit „ich kann“ das Selbstwertgefühl „ich bin“ gestärkt. Menschen mit einem mangelndem Selbstwertgefühl können ihre Leistungen nicht anerkennen, sondern bagatellisieren ihre Erfolge: "das hätte jeder geschafft". Dadurch betrügen sie sich selbst um das gute Gefühl.

Leider hat der Verstand keinen Einfluss darauf, ob wir unsere Leistungen anerkennen können oder nicht. Unser Selbstwertgefühl entscheidet darüber. Ist es gesund, können wir uns selbst annehmen, uns adäquat abgrenzen und unsere Erfolge anerkennen. Weist es Defizite auf, dann fällt es uns schwer, uns selbst oder andere zu lieben, Nein zu sagen oder Erfolge anzuerkennen. Kurzum: hat jemand zu sich selbst kein positives sondern ein negatives Gefühl, kann dieser das Gute nicht annehmen, weil es konträr zu seiner eigenen Wahrnehmung ist.

Vielfach haben Menschen mit einem Mangel an Selbstwertgefühl aufgrund ihrer Lebenslage nicht genügend Erfolgserlebnisse, leiden zudem also an einer geringen Selbstwirksamkeit. Erst wenn sich Erfolgserlebnisse einstellen, ändert sich die Eigenwahrnehmung von Selbstwirksamkeit und das Selbstwertgefühl steigt an. Äußere Erfolge können jedoch niemals langfristig einen Mangel an einem gesunden Selbstwertgefühl kompensieren.

Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit bilden einen Kreislauf und sollten beide bei der Persönlichkeitsentwicklung berücksichtigt werden.

Selbstwert und verletzte Gefühle

Durch bestimmte Lebensereignisse und die damit verbundenen Gefühle wird in der Regel das Selbstwertgefühl gestärkt oder verletzt. Das Selbstwertgefühl beginnt schon im frühen Kindesalter sich zu entwickeln- oder auch nicht.

So können Eltern bereits im frühen Kindesalter den Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl ihrer Kinder legen, indem sie ihre Kinder emotional annehmen und ihre Bedürfnisse ernst nehmen. Bei fast allen Menschen, die Selbstwertprobleme haben, spielt Ablehnung durch die Eltern eine zentrale Rolle. Eltern, die ihren Kindern nicht das Gefühl vermitteln können, emotional angenommen zu sein, lösen bei ihren Kindern das Gefühl von Minderwertigkeit aus. Dieses Gefühl von Minderwertigkeit prägt sich intensiv bei den Kindern ein und bestimmt deren gefühltes Selbstbild.

Durch die negative innere Wahrnehmung von sich selbst sind die Betroffenen anfälliger für weitere, durch die Umwelt verursachte Verletzungen. Häufig entstehen in der Folge ein Hang zum Funktionieren und ein Streben nach äußeren Werten um den inneren Mangel an Selbstwert auszugleichen. Der Kreislauf des mangelnden Selbstwertgefühls ist damit leider komplett.

Verhaltensweisen der Eltern, die den Selbstwert der Kinder verletzen und häufig psychische Probleme verursachen:

AKTIV

  • Ablehnen
  • Schlagen
  • Beleidigen
  • Einengen und kontrollieren
  • Die Eigenabgrenzung des Kindes unterbinden
  • Fremden Menschen (Nachbarn, etc.) mehr Wert einräumen
  • Dem eigenen Kind nichts zutrauen
  • Vorrangig auf Fehler achten, Stärken nicht ausreichend fördern
  • Weggeben des Kleinkindes in der vorsprachlichen Phase (unter 2 Jahren)
  • Babys schreien lassen anstatt sich zu kümmern

PASSIV

  • Mangelnde psychische Zuneigung wie lieben, zuhören, ernst nehmen, auf die Bedürfnisse eingehen, sich kümmern, fördern, loben, stolz sein
  • Mangelnde körperliche Zuneigung wie kuscheln, umarmen, knutschen

Typisches Selbstwertproblem: Reaktivierung kindlicher Verletzungen

Gefühlsreaktivierung
Illustration von Sylvia Wolf

Gefühlsreaktivierung

Ein klassischer Bestandteil von Selbstwertproblemen stellen Reaktivierungen von emotionalen Verletzungen aus der Kindheit dar. Patienten berichten davon, in bestimmten Situationen auf einmal in negative Gefühle aus ihrer Kindheit zurückversetzt zu werden. Typischerweise fühlen sich die betroffenen Personen auf einmal klein, hilflos oder minderwertig - obwohl sie auf der Vernunftebene häufig selber angeben, die Unverhältnismäßigkeit ihrer Reaktion in Bezug auf die Situation zu verstehen.

Manche Patienten geben sogar wortwörtlich an, sich in den Situationen wieder wie ein kleines Kind zu fühlen oder sogar sich selbst als Kind zu sehen. Auslöser für Gefühlsreaktivierungen sind Personen oder Situationen, die eine gewisse Ähnlichkeit zu Konstellationen in der Kindheit aufweisen. Durch diese sogenannten Ähnlichkeitsreize werden negative Gefühle aus der Kindheit bei Erwachsenen reaktiviert. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen, die Betroffenen leiden unter unverarbeiteten kindlichen Emotionen, die durch bestimmte Reize angetriggert werden.

Ein klassisches Beispiel wird in der Illustration beschrieben: eine Frau wird durch das Auftreten ihres Chefs in das Gefühl hineinversetzt, dass sie während ihrer Kindheit erlebte: sie fühlt sich ganz klein. Ein möglicher Auslöser hierfür könnte ein übermäßig dominanter und bestimmender Elternteil gewesen sein, der ihr zu enge Grenzen gesetzt hat.

Genau genommen handelt es sich bei der Gefühlsreaktivierung, unter der Menschen mit Selbstwertproblemen leiden, bereits um eine Form von Trance. Der Verstand wird kurzfristig stark gehemmt, während das alte, kindliche Gefühl die Oberhand gewinnt und die Reaktion der Betroffenen bestimmt. Daher kann die Lösung solcher Gefühlsreaktivierungen nicht über den Verstand laufen, sondern muss immer über das Gefühl selber gehen.

Negative Glaubenssätze: Krankmacher und Glücksbarriere zugleich

Negative Glaubenssätze
Illustration von Sylvia Wolf

Negative Glaubenssätze begleiten Betroffene häufig durch ihr ganzes Leben. In vielen Fällen verhindern sie, dass Menschen erfüllte Partnerschaften führen oder beruflich ihr volles Potential entfalten können. Wie eine bleierne Kugel kleben Glaubenssätze scheinbar unlösbar an einem fest.

Manchmal schauen mich meine Patienten etwas verwirrt an, wenn ich sage: „Ihr Glaubenssatz ist gar nicht Ihr Problem. Es ist das Gefühl, das sich hinter dem Glaubenssatz verbirgt.“ Alle Glaubenssätze, die wir in uns tragen, sind Ausdruck von Emotionen, die für die Selbstbeurteilung verantwortlich sind. Sind sie positiv, sind die Glaubenssätze es auch - und umgekehrt.

Die Folgen von negativen Glaubenssätzen

Negative Glaubenssätze bedeuten zumeist Einschränkungen der Lebensqualität. In Partnerschaften werden die Betroffenen häufig mit den limitierenden Glaubenssätzen konfrontiert. Gerade Menschen, die den Glaubenssatz „Ich bin nicht liebenswert“ in sich tragen, machen es sich selbst und auch ihren Partnern schwer. Eifersucht und Minderwertigkeitsgefühle erschweren eine gesunde Partnerschaft. Dabei könnte alles viel leichter sein, wenn die Glaubenssätze nicht wären.

Im Beruf sorgen negative Glaubenssätze häufig für Leistungsblockaden. Besonders schwer haben es oftmals Selbstständige, die fachlich gut sind, aber tagtäglich gegen ihre Glaubenssätze ankämpfen müssen. Vielfach werden dann Termine verschoben oder abgesagt, und die Angst vor Kunden oder Geschäftspartnern erschwert den reibungslosen Umgang mit gerade den Menschen, die für das eigene Business wichtig wären. Die Betroffenen berichten sehr häufig darüber, dass dieser tägliche Kampf gegen sich selbst als extrem anstrengend empfunden wird.

Auch Menschen, die einen beruflichen Wechsel anstreben oder kurz davor sind, sich selbstständig zu machen, werden häufig von negativen Glaubenssätzen gefangen gehalten. Die Betroffenen trauen sich dann nicht, die nötige Bewerbung zu schreiben, ihre Homepage online zu stellen oder anderweitig für den beruflichen Aufschwung zu sorgen - aus Angst, nicht gut genug zu sein.

Eigentlich unglaublich, welche Macht die Vergangenheit über uns hat. Deshalb werde ich immer sehr skeptisch, wenn ich von sogenannten Motivationstrainern höre, wir müssten immer nach vorne schauen und einfach nur handeln. So einfach ist es dann nun auch wieder nicht. Erst der Blick zurück gibt den Weg nach vorne frei.

Ursachen von negativen Glaubenssätzen

Die Ursachen für negative Glaubenssätze liegen fast immer in der Kindheit. Manchmal werden die negativen Glaubenssätze direkt an die Kinder vermittelt, nämlich dann, wenn die Eltern so etwas sagen wie: „Du bist zu nichts zu gebrauchen“, oder „Aus Dir wird nie etwas Anständiges werden“, oder „Du bist dumm“.

Wenn Kinder solche Sätze über Jahre hinweg hören, brennen sich diese, gemeinsam mit dem damit verbundenen Gefühl (meist Traurigkeit, aber auch Angst, Schuld und Scham spielen hier eine Rolle) in das Unterbewusstsein ein.

Noch häufiger, als dass Glaubenssätze den Kindern direkt gesagt werden, entstehen bestimmte belastende Emotionen dadurch, dass Kinder von den Eltern auf eine negative Art und Weise behandelt werden. Werden Kinder zum Beispiel von ihren Eltern übermäßig hart reglementiert, ungerecht behandelt, vernachlässigt oder dergleichen, dann entstehen Trauergefühle und die mit ihnen verbundenen typischen Glaubenssätze wie „Ich bin nicht liebenswert.“

Aber auch auf eher ungewöhnliche Arten können negative Glaubenssätze entstehen: Eine Patientin erzählte mir einmal im Rahmen des Vorgespräches, dass sie den Glaubenssatz in sich trug, ihr dürfe es nicht gut gehen. Nachdem ich sie in die Hypnose versetzt hatte, sprach ich den Satz, den sie mir zuvor mitgeteilt hatte: „Mir darf es nicht gut gehen.“ Ziemlich schnell begannen die Tränen über die Wangen der Patientin zu kullern. Nach einiger Zeit fragte ich sie, was sie wahrnehme. Sie erzählte mir, dass sie eine Situation aus ihrer Kindheit vor sich sah und dabei bemerkte, wie todtraurig ihre Mutter war. Sie spürte dabei auch, dass sie es als Verrat betrachtet hätte, wenn es ihr gutginge. Der Mutter zuliebe verbat sie sich selbst, glücklich zu sein, aus Angst, der Mutter mit ihrem eigenen Wohlergehen zu schaden. Erstaunlich, welchen Weg die Psyche von Kindern manchmal geht, um ihre Eltern zu schonen.

Glaubenssätze und der rote Faden

Wir haben bereits festgestellt, dass Glaubenssätze ihren Ursprung in der Kindheit nehmen. Allerdings setzen sich Glaubenssätze und Ereignisse, die diese bestätigen, im weiteren Leben der Betroffenen fort. Es lässt sich ein roter Faden finden.

So berichten Patienten, die von ihren Eltern abgelehnt wurden, überdurchschnittlich häufig darüber, dass sie in der Schule und in Partnerschaften dann weitere, ähnliche Erfahrungen machten, die sehr gut zu ihrem Ursprungsproblem passten. Dass Betroffene dann später im Leben Erfahrungen sammeln, die ihre Glaubenssätze bestätigen, ist auf emotionale Resonanz zurückzuführen. Die Gefühle, die Eltern bei ihren Kindern auslösen, wirken im weiteren Leben wie ein Magnet, der Menschen und Situationen anzieht, die zu den eigenen Gefühlen passen.

Wer diese Anziehung begreift, versteht auch, dass der Schlüssel zur Lösung einer negativen emotionalen Resonanz die Veränderung der Ursache, der zugrunde liegenden Gefühle, ist.

Auflösung von Glaubenssätzen

So hartnäckig und langanhaftend negative Glaubenssätze auch sein mögen, so schnell und gezielt lassen sie sich auflösen. Der wichtigste Punkt dabei ist, dass die den Glaubenssatz bedingenden Gefühle angegangen und aufgelöst werden. Dies ist in den meisten Fällen in der Hypnose sehr einfach, denn wie in dem eben beschriebenen Beispiel bahnt uns bereits der Glaubenssatz selbst den Weg zur entsprechenden Emotion.

Es ist immer wieder wunderbar zu sehen, wie befreit Menschen aufleben, wenn sich negative Gefühle aus der Kindheit auflösen und sich die mit ihnen verknüpften Glaubensätze zum Guten wandeln. Sehr häufig (auch ohne aktives Einwirken von Seiten des Therapeuten) sieht man in der Hypnose nach der Auflösung negativer Gefühle eine selbstständige Veränderung der Glaubenssätze. Psychologen haben dafür einen Fachausdruck: Refraiming (Deutungsänderung). Vielfach tauchen dann in der Hypnose auf einmal Glaubenssätze auf wie „Ich bin gut“ oder „Mir darf es gut gehen“. Wenn diese innere Neubewertung und Wertschätzung auftritt, sieht man meist begleitend ein schönes Lächeln im Gesicht der Hypnotisanden.

Um negative Glaubenssätze loszuwerden, muss man eigentlich nicht viel mehr tun, als die gesunde, naturgegebene Intuition des Menschen wieder freizulegen. In der Praxis nutze ich dafür gerne folgende Metapher: Ich sage meinen Patienten, dass etwas tief in ihnen weiß, dass sie wertvoll sind und dass es ihnen gut gehen darf. Diese gesunde Intuition ist aber in manchen Fällen durch das verschüttet worden, was negativ auf uns eingewirkt hat. So als wären jede Menge Steine über ein helles Licht aufgeschüttet worden. Das einzige, das wir machen müssen ist, mit Hilfe der Hypnose die Steine wieder aus dem Weg zu räumen, damit das Licht zum Vorschein kommt.

Selbstwertgefühl, Schule und Arbeit

Häufig berichten Menschen mit Selbstwertproblemen, dass entwertende Gefühle in der Schulzeit weiter verstärkt wurden. Dies geschieht entweder durch Hänseleien der Mitschüler oder durch sich abwertend verhaltende Lehrer.

Während von den Eltern emotional angenommene Kinder solche Ereignisse besser verarbeiten und meist auch zuhause besprechen können, verstärken negative Erfahrungswerte bei Kindern mit einem mangelnden Selbstwertgefühl die Wahrnehmung von Minderwertigkeit und Ablehnung. Die Selbstwertverletzung durch die Eltern ist für die Betroffenen wie eine Kerbe, in die bei weiteren Verletzungen durch die Umwelt weiter hineingeschlagen wird. Die emotionale Antwortreaktion auf potentielle weitere Verletzungen ist deutlich erhöht und die Betroffenen werten vielfach auch normale Verhaltensweisen ihres Gegenübers als Angriff auf sich. Häufig beschreiben die Betroffenen eine damit verbundene „Hab-Acht-Stellung“, also das Gefühl möglicherweise vom Gegenüber in irgendeiner Form angegriffen und verletzt zu werden.

Im Arbeitsleben versuchen Menschen mit einem Mangel an gesundem Selbstwertgefühl häufig, es allen anderen Recht zu machen und leben dabei vielfach in Angst zu versagen. Dabei werden häufig die Grenzen der eigenen Belastbarkeit überschritten und die Betroffenen sind im besonders hohen Maße gefährdet, einen Burnout zu erleiden. Häufig berichten diese Menschen auch von einem verstärkten Auftreten von Ängsten, wie der Angst zu Erröten, Redeangst, Schweißausbrüchen und ähnlichem.

Aufgrund der Selbstwertverletzungen der Vergangenheit sind die Betroffenen im Berufsleben auch anfälliger für Mobbing, als Kollegen mit einem gesunden Selbstwertgefühl. Häufig tragen Mobbing- Opfer durch ihre bereits erlebten emotionalen Verletzungen und dem daraus folgenden Auftreten unbewusst zu ihrer eigenen Opferrolle bei und bieten damit Mobbing- Tätern eine ideale Angriffsfläche.

Selbstwertgefühl und Partnerschaft

Häufig sind Selbstwertprobleme auch Ursache von Beziehungsproblemen. Durch die mangelnde Selbstannahme und die Empfindlichkeit gegenüber potentiellen Ablehnungen ist ein harmonisches Zusammenleben kaum möglich.

In einer Partnerschaft sind das Geben und Empfangen von Liebe der Kern eines glücklichen Zusammenlebens. Ein wirkliches Geben und Annehmen von Liebe gestaltet sich für Menschen, die sich selbst nicht lieben, jedoch meist schwer. Dadurch wird die Beziehung belastet oder entwickelt sich niemals zu dem, was eine Beziehung eigentlich sein könnte.

Da Menschen mit einem mangelnden Selbstwertgefühl in der Regel auch Bindungsstörungen aufweisen, weil sie nicht lernen konnten mit den Eltern eine emotionale Bindung einzugehen, ist das Führen von gesunden Partnerschaften weiter erschwert. Gar nicht so selten sieht man, dass Menschen, die nicht genügend gesundes Selbstwertgefühl aufweisen, auch ohne Partner sind. Ohne die Aufarbeitung der emotionalen Verletzungen der Vergangenheit ist das Führen einer gesunden funktionierenden Partnerschaft in der Regel nicht möglich.

Wer bereit ist, mit Hypnose an seinem Selbstwertgefühl zu arbeiten, kann jedoch ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und in vielen Fällen auch eine erfüllende Beziehung führen.

Gerade in Partnerschaften spielt das Phänomen der Projektion häufig eine bedeutende Rolle. Projektion bedeutet, dass ungelöste emotionale Konflikte, beispielsweise Konflikte mit den Eltern, auf den Partner projiziert werden. Hat eine Frau beispielsweise unter einem kontrollierenden Vater gelitten, dann kann es sein, dass sie auf normale Verhaltensweisen des Partners emotional überreagiert. Er: „Kannst Du bitte noch deinen Teller wegräumen?“ Sie: „Immer willst du mir vorschreiben, was ich zu tun habe!“ Solange die ungelösten emotionalen Konflikte im Emotionsgedächtnis abgespeichert sind, wird es immer wieder zu Überreaktionen kommen. Hier leistet Hypnose hervorragende Dienste: mit ihr können nämlich die im Emotionsgedächtnis abgespeicherten emotionalen Konflikte nachhaltig aufgelöst werden.

Praxisfall

In meiner Praxis behandelte ich einmal ein Paar, welches eine interessante Konstellation aufwies. Er war als Kind wenig beachtet worden und hatte deshalb ein stark erhöhtes Maß an Zuwendungsbedürftigkeit. Sie war als Kind von den Eltern eingeengt worden, deshalb war die persönliche Rückzugsmöglichkeit für sie so wichtig. Man kann sich vorstellen, dass die konträren Bedürfnisse der beiden Partner eine deutliche Belastung für die Beziehung bedeuteten: er brauchte Nähe, sie brauchte Freiraum.

Ich führte mit ihm eine Altersregression in die frühe Kindheit, genaugenommen in eine Szene im Kinderwagen durch und veränderte dabei die ablehnende Wahrnehmung von seiner Mutter zu einer zugewandten und liebevollen Wahrnehmung. Mit ihr führte ich in mehreren Sitzungen eine Verarbeitung der Gefühle, die durch die Einengung durch die Eltern entstanden waren, mit Abreaktionen durch.

In der Folgezeit berichtete er, dass er viel besser für sich sein konnte und Spaß daran habe, auch alleine seinem handwerklichen Hobby nachzugehen. Zusätzlich konnte er sich besser bei seinen Angestellten durchsetzen. Sie berichtete, dass Sie mehr seine Nähe suche und es als angenehm empfände, dass er nicht mehr so aufmerksamkeitsbedürftig sei.

Selbstwertgefühl, Ängste und Depressionen

Interessanterweise sind die Themen Selbstwertgefühl, Ängste und Depressionen eng miteinander verknüpft, weil durch bestimmte Verhaltensweisen der Eltern nicht nur ein Gefühl, sondern gleich mehrere Gefühle in dem Kind ausgelöst werden können. Wenn die Eltern sich nicht um das Kind kümmern, dann entstehen im Kind -meist zeitversetzt- mehrere Gefühle wie Traurigkeit (ich bin alleine), Angst (keiner beschützt mich), Wut (kümmert Euch um mich) und Ablehnung (ich fühle mich ungeliebt). Dies ist der Grund, warum ein mangelndes Selbstwertgefühl, Depressionen und Ängste häufig gemeinsam auftreten.

Man kann sich als Leser dieses Textes vielleicht schon jetzt ausmalen, was sich positiv im Leben der Betroffenen verändert, wenn man mit Hilfe von Hypnose die belastenden Lebensereignisse aufarbeitet. Es kommt zu nachhaltigen Besserungen im Bereich des Selbstwertes, der Ängste und der Depressionen. Traumhaft, nicht wahr? Willkommen in der Welt der auflösenden Hypnose.

Ein anderer Grund für das gleichzeitige Auftreten von Selbstwertproblemen, Ängsten und Depressionen ist, dass Ängste und Depressionen die Selbstwirksamkeit und damit das Selbstwertgefühl vermindern. Ängste und Depressionen mindern den Antrieb, kosten Kraft und sorgen dafür, dass man nicht mehr in der Lage ist die Dinge zu tun, die einen glücklich machen.

Bestehen Ängste, Depressionen und Selbstwertprobleme zugleich, dann beginne ich in der Regel mit der Behandlung von Ängsten, über die man an die wichtigsten Lebensereignisse und damit auch die anderen elementaren Themen kommt. Wenn man mit der Hypnose ein Lebensereignis bearbeitet, durch das damals mehrere negative Gefühle ausgelöst wurden, dann löst man manchmal mit einer Behandlung mehrere Probleme auf einmal. Häufig berichten Hypnoseanwender davon, dass sich nach einer Hypnosebehandlung Veränderungen in Bezug auf verschiedene Gefühle bemerkbar gemacht haben und die Veränderungen auch verschiedene Lebensbereiche betreffen.

Selbstwertgefühl und Hypnose

Selbstwertgefühl und Hypnose

Bei Selbstwertproblemen löse ich meist zuerst gemeinsam mit den Patienten die belastenden und den Selbstwert mindernden Gefühle auf. Dies stellt den Kern der Behandlung mit Hypnose dar und kann einige Sitzungen in Anspruch nehmen. Wie lange man genau braucht ist davon abhängig, wie viele Lebensereignisse und Gefühle bei dem Einzelnen zu bearbeiten sind.

Nachdem man sich des emotionalen Ballastes entledigt hat, wird in der Hypnose zusätzlich mit positiven Suggestionen und auf der Zeitachse nach vorne gearbeitet. Meine Erfahrungen zeigen, dass der wichtigste Teil der Behandlung häufig die Auflösung der negativen Gefühle ist, dieser macht bei den meisten Menschen mehr als zwei Drittel des Behandlungserfolges aus. Leider arbeiten nur wenige Hypnotiseure mit der auflösenden Hypnose, deshalb sind die Resultate, die man bei Menschen mit Selbstwertverletzungen alleine mit Suggestionen erreicht, meist nur von kürzerer Dauer oder zeigen weniger Intensität.

Bei einem Teil der Patienten gibt es weniger negative Gefühle zum Auflösen, es fehlen alleine die guten Gefühle, die nötig wären um mehr Selbstwertgefühl zu entwickeln. In diesem Fall nutze ich vorrangig Suggestionen und innere Halluzinationen in der Hypnose, um den Patienten bei der Entwicklung eines besseren Selbstwertgefühles mit Hypnose zu helfen. Meist handelt es sich bei dieser Personengruppe um Menschen, die deutlich unbelasteter dastehen als Menschen, die wirkliche Selbstwertverletzungen mit sich herumschleppen.

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