Hypnose Hamburg

Schwierige Kindheit - Glückliches Leben

Leseprobe aus meinem neuen Buch



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Dein Weg

Jeden Tag bekomme ich als Therapeut vor Augen geführt, wie eklatant unverarbeitete Konflikte der Vergangenheit das aktuelle Leben beeinflussen können. Jeden Tag sehe ich jedoch auch, dass es möglich ist, seine emotionalen Altlasten aufzuräumen und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Ich hoffe, dass Dir durch das Lesen meines Buches vieles klar wird. Und dass sich schon einige Deiner unverarbeiteten Gefühle lösen werden. Dass Knoten aufgehen und sich Erleichterung und Hoffnung ihren Weg in Dir bahnen. Dieses Buch hat nicht den Anspruch, eine vollständige Therapie zu ersetzen oder den Weg zu Deiner Heilung komplett abzubilden. Es wird Dir jedoch dabei helfen, Dich selbst besser zu verstehen und Dir einen Weg zeigen, der raus aus dem Leid geht und Dich in die Richtung Deines Glückes führt. Mir war es auch wichtig, das Buch zu schreiben, um Dir einen klaren Blick auf das Thema „Schwierige Kindheit“ zu vermitteln. Wichtig ist, nach dem Verstehen der Kopfaspekte möglichst rasch ins Fühlen zu kommen. Wer ausheilen will, sollte im ersten Schritt verstehen und im zweiten Schritt mit seinen Gefühlen ins Reine kommen. Der Weg der Ausheilung geht nicht am Gefühl vorbei, sondern durch das Gefühl hindurch. Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg und hoffe sehr, dass ich Dich mit meinen Beobachtungen und Hinweisen ein Stück weiterführen kann.

Alles Gute, Dein Floris

Vorwort

Seine Freunde kann man sich aussuchen, seine Familie nicht. So ein bekanntes Sprichwort. Seine Familie, seine Eltern und damit auch seine eigene Kindheit kann man nicht wählen. Vielmehr noch, man sie nicht abwählen oder einfach so ersetzen, zumindest nicht in der Kindheit selber, auch wenn man es sich sehnlichst wünschen würde. Natürlich kann man vor der eigenen Familie fliehen und so früh wie möglich ausziehen. Natürlich kann man versuchen, bei Großeltern, einem Nachbarn oder bei Freunden ein Stück dessen abzubekommen, was einem intuitiv guttut. Doch dazu später mehr.

Fakt ist: Jeder Mensch wird in eine individuelle Situation hineingeboren. Er muss das tragen, was das Schicksal ihm aufbürdet. Manche Menschen haben es leichter als andere. Sie leben in einem gesunden Elternhaus. Sie leben mit Eltern zusammen, die Liebe geben können. Die Sicherheit bieten. Eltern, die zuhören, wenn man sie braucht. Eltern, die einander lieben und gut miteinander auskommen. Manche Menschen haben das Glück, in einer Atmosphäre des Wohlfühlens groß zu werden.

Es ist nach meiner Erfahrung eher selten, dass Menschen in einem Umfeld wie beschrieben groß werden. In den meisten Familien gibt es kleine, mittlere und häufig auch große Probleme, die sich immer auch auf das Leben der Kinder auswirken. Denn Eltern und Kinder sind emotional eng miteinander verknüpft. Sie befinden sich in einer Art gemeinsamen emotionalen Blase. Daher ist es schwer, Kindern, die an psychischen Problemen leiden, zu helfen ohne die Eltern mit einzubeziehen. Meist sind Kinder Symptomträger der elterlichen Probleme. Die Belastungen der Eltern schwappen auf die Kinder über. Das Kind, das unter chronischen Bauchschmerzen leidet und bei dem die Ärzte keine körperlichen Ursachen dafür finden, ist ein typisches Beispiel dafür. Aktuell kommen noch zu wenige Ärzte auf die Idee, nach dem elterlichen Umfeld und der Ehe der Eltern zu fragen, wenn es um unklare und langanhaltende körperliche Beschwerden von Kindern geht. Auch auf die körperlichen Projektionsflächen von Gefühlen werden wir nachher noch detailliert eingehen, damit Du den Zusammenhang zwischen Körper und Gefühl genau verstehst.

Um zu begreifen, wieso der Gemütszustand von Eltern und Kindern so stark zusammenhängt, müssen wir uns einer ganz besonderen Sorte von Nervenzellen im Gehirn widmen. Den sogenannten Spiegelneuronen. Spiegelneurone sind Hirn-Nervenzellen, die dazu in der Lage sind, den Gefühlszustand unseres Gegenübers zu spiegeln, genaugenommen, nachzuempfinden. Wenn Du Dich zum Beispiel mit einer Freundin triffst und diese sehr traurig ist, weil ihre Beziehung gerade in die Brüche gegangen ist, dann wirst Du mit ihr mitfühlen und auch etwas traurig werden. Dieses Mitfühlen, das „Spiegeln“ von Gefühlen, ist notwendig, damit wir uns in die Lage unseres Gegenübers hineinversetzen können. Das Hineinversetzen-Können ist eine wichtige Grundlage der Fähigkeit von Menschen, miteinander in Kontakt zu gehen und miteinander zu leben. Fehlte uns diese Eigenschaft, wäre unsere Fähigkeit, miteinander zu leben, stark eingeschränkt. Dies ist bei „echten“ Psychopathen der Fall. Sie fühlen mit anderen Menschen nicht mit und können daher auch nicht auf deren Gefühle Rücksicht nehmen - eine denkbar schlechte Ausgangsposition für ein gesundes Miteinander.

Nun kommt die Kehrseite der grandiosen Eigenschaft der Spiegelneurone: Wenn wir dauerhaft von Menschen umgeben sind, denen es emotional schlecht geht, spiegeln wir eben auch deren negativen Gefühle. So übertragen sich Traurigkeitsgefühle, Ängste, Schuld und Schamgefühle von den Eltern auf die Kinder. Wie Kinder sich fühlen, ist somit im starken Maße von den Gefühlen der Eltern abhängig. So erklärt sich auch, wieso Eltern, die sich übermäßig für ihre Kinder aufopfern ohne auf sich selbst zu achten, keine wirklich glücklichen Kinder hervorbringen: Weil es ihnen selbst dabei nicht gut geht. Und genau diese Gefühle übertragen sich auf die Kinder und werden in ihrem Emotionsgedächtnis abgespeichert. Dass es den Eltern gut geht, ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass es auch den Kindern gut gehen kann.

Das Aufnehmen und Abspeichern von Gefühlen durch Spiegelneurone ist eine Art, wie negative Gefühle sich in unseren Gehirnen festsetzen. Der andere, der offensichtlichere Weg, Gefühle aufzunehmen, ist der Weg der Erlebnisse. Behandeln Eltern ihre Kinder schlecht oder können sie die Bedürfnisse des Kindes nicht ausreichend befriedigen, dann werden die dadurch im Kind wahrgenommenen Gefühle unter bestimmen Voraussetzungen, auf die ich nachher noch eingehen werde, im Gehirn abgespeichert und ins Erwachsenenleben mitgenommen.

Start ins Leben

Wenn Babys das Licht der Welt erblicken, sind sie bereits emotional vorgeprägt aufgrund von positiven Erlebnissen wie auch Traumatisierungen, die sich in der DNA der Ahnen und der Eltern abgespeichert haben und auf das Erbgut des Kindes übertragen wurden. Wie sich das weitere emotionale Empfinden des kleinen Erdenbürgers gestaltet ist sehr stark abhängig davon, wie er aufwächst. Es ist davon abhängig, wie er behandelt wird und welchen Einflüssen er ausgesetzt ist. In einem liebevollen und intakten Elternhaus entsteht im Kind ein schönes und farbenfrohes Bild. Das Kind fühlt sich wohl. In einem Elternhaus, in dem es viele Probleme gibt und die Kinder zahlreiche negative Erfahrungen sammeln, wird das innere Empfinden eher düster, grau, in vielen Fällen sogar schwarz aussehen und sich das Kind schlecht fühlen. Wenn Du Dich daran erinnerst, wie Du früher mit Wachsmalstiften gemalt hast, dann weißt Du, dass man, wenn man etwas Farbiges mit einer schwarzen Farbe übermalt, dann die Farbe nicht mehr sehen kann. Dies erklärt uns, weshalb man nach einer bestimmten Anzahl und Intensität von negativen Erfahrungen die positiven Lebenserfahrungen und die damit verbundenen Gefühle nicht mehr spüren kann. Sie sind überdeckt. Manche Menschen glauben, die ganze Kindheit sei schlecht gewesen, weil die positiven Erfahrungen und Erlebnisse der Kindheit durch negative Erfahrungen verschleiert worden sind. Doch die positiven Erfahrungen und Gefühle einer Kindheit sind niemals wirklich weg. Schwarze Farbe kann man abkratzen und auflösen und die Farben darunter wieder zum Vorschein bringen. Und genau darum geht es bei dem Weg Deiner Heilung.

Vielleicht stellt sich für Dich die Frage, wie es möglich sein soll, die schwarze Farbe Deiner Kindheit wegzubekommen. Hier habe ich eine gute Nachricht für Dich. Du hast einen mächtigen Begleiter an Deiner Seite, der Dir dabei helfen wird. Dein Unterbewusstsein. Dein Unterbewusstsein ist Teil Deines Problems und zugleich Teil der Lösung Deines Problems. In Deinem Unterbewusstsein sind alle wichtigen Erfahrungen und die damit verknüpften Gefühle abgespeichert. Man könnte auch sagen, dass das Unterbewusstsein das Gefühl selber ist. Es ist in der Lage, negative Gefühle in sich aufzunehmen und abzuspeichern. Genauso ist es jedoch auch in der Lage, negative Gefühle preiszugeben und aufzulösen. Und dies in einem atemberaubenden Tempo und mit einer zuverlässigen Gründlichkeit. Dein Unterbewusstsein kennt Deine Probleme und die Wege, um sie zu lösen. Wege, die Dein Verstand nicht kennt. Probleme, die dem Verstand wie ein unlösbares Wollknäuel vorkommen, wird Dein Unterbewusstsein elegant lösen. Wichtig ist mir hierbei, dass Du verstehst, dass emotionale Heilung kein vorrangig logisch ablaufender Vorgang ist. Vielen Menschen ist auf der logischen Ebene bewusst, dass sie nicht traurig, ängstlich oder wütend sein sollten. Vielen Menschen ist auf der logischen Ebene bewusst, dass sie gut genug und liebenswert sind. Entscheidend ist jedoch das Gefühl selber und nicht, was unser Verstand dazu sagt.

Daher müssen wir Zugang zu Deinem Unterbewusstsein, zu Deinem Gefühl bekommen, um Dir zu helfen. Wie genau bekommt man Zugang zu seinem Unterbewusstsein? Nun ja, es ist leicht. Und es gibt viele verschiedene Wege, die nach Rom führen. Wichtig ist dabei vor allem, dass wir den Gegenspieler Deines Unterbewusstseins, Dein logisches Denken, für einen Moment ruhen lassen. Wenn wir Übungen im Laufe des Buches durchführen, die Dich mit Deinem Unterbewusstsein in Kontakt bringen, dann gilt für Dich die Regel: Wenn Du mithelfen möchtest, dass es funktioniert, dann versuche nicht, mitzuhelfen. Versuche nicht, selbst etwas zu erzeugen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, gerade für Menschen, die gelernt haben, immer zu funktionieren und vom Elternhaus her einem hohen Druck ausgesetzt gewesen sind. Aber es ist machbar. Wir kriegen das hin.

Kennst Du noch die 3-D Bücher von früher, die scheinbar sinnlose wirre Muster zeigten und erst bei einem ganz bestimmten Blick durch das Bild hindurch auf einmal Autos, Pferde und andere Muster emporkommen ließen? So ähnlich funktionieren auch unsere Übungen mit dem Unterbewusstsein. Mit jeder Übung wirst Du leichter mit Dir in Kontakt kommen, bis es von ganz alleine funktioniert. Versuche, den Verstand ruhen zu lassen. Lass die Dinge von alleine erscheinen. Erlaube Deinem Unterbewusstsein, die Bilder und Gefühle, die inneren Wahrnehmungen zu Dir kommen zu lassen. So als säßest Du an einem entspannten Ort, ohne Dich selber bewegen zu müssen. Warte einfach, wer und was Dich besuchen kommt.

Nun eine Frage an Dein Unterbewusstsein: Was ist das erste Bild, das in Dir hochkommt, wenn Du an Deine Kindheit denkst? Das allererste Bild? Lehne Dich zurück, warte einfach ab und schau einmal, was erscheint. Lass das Bild wirken und schaue, wie es Dich fühlen lässt. Folge Deinem Gefühl und lasse Dir Zeit für das, was in Dir aufsteigt.

Das Gute an der schlechten Kindheit

Da Du Dich nun schon etwas eingelesen hast, weißt Du sicher, dass ich niemand bin, der Dinge schönredet oder bagatellisiert. Im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass man Probleme nur dann lösen kann, wenn man sie beim Namen nennt und sich darum kümmert. Trotz aller Probleme, die eine schwierige Kindheit mit sich bringt, ergibt sich aus einer schwierigen Kindheit etwas, das von großem Wert ist: Deine Fähigkeiten.

Mangelzustände der Eltern führen dazu, dass Kinder mehr Last tragen müssen als Kinder, die nahezu unbeschwert aufwachsen. In sehr vielen Fällen führt dies dazu, dass die betroffenen Kinder früh lernen müssen, sich auf sich selbst zu verlassen. Sie schlüpfen weit vor der Zeit, zu der Menschen normalerweise wirklich viel Eigenverantwortung tragen würden, in die Rolle von Erwachsenen. Die äußeren Umstände führen neben einer erhöhten emotionalen Belastung dazu, dass Kinder Fähigkeiten, die man normalerweise erst deutlich später und in meist weniger stark ausgeprägter Form entwickelt, schon sehr früh ausbilden. Ein junger und erfolgreicher Unternehmer schilderte mir einmal, dass die Unzuverlässigkeit seiner Eltern ihn dazu brachte, sich bereits im Alter von 13 Jahren um seinen ersten Job zu kümmern. Anders als seine Mitschüler beschäftigte er sich schon früh mit dem Thema Geldverdienen, ein Thema, das mit dem Gefühl von Sicherheit bzw. Angst eng verwoben ist. Dadurch, dass ihm die Sicherheit seines Elternhauses fehlte, sorgte er dafür, den gefühlten Mangel wieder auszugleichen, indem er sein eigenes Geld verdiente. Seine Intuition sagte ihm, dass er nicht auf seine Eltern vertrauen konnte, also musste er sich seine eigene Sicherheit schaffen. Durch den subjektiv erlebten Mangel war er gezwungen, sich mit einem Thema zu beschäftigen, dass für viele Menschen erst später relevant wird. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema Arbeit und Geldverdienen hatte er bereits kurz vor seinem zwanzigsten Lebensjahr so viel Know-How aufgebaut, dass er sein erstes Unternehmen gründete. Angst kann ein extrem starker Antrieb sein, um außergewöhnliche Fähigkeiten aufzubauen und viel im Leben zu erreichen. Während in der Kindheit entstandene Angst auch später im Erwachsenenleben lösbar ist, bleiben die durch das Gefühl erlernten Fähigkeiten jedoch bestehen. Vielfach habe ich bei Menschen, die aus kindlichen Angstgefühlen heraus viel erreicht haben, im Laufe der Auflösung von Angst bemerkt, dass ihr Arbeits- und Lebensstil sich auf eine heilvolle Art und Weise weiterentwickelten. Die Betroffenen arbeiteten weniger exzessiv und räumten sich mehr Zeit für Erholung ein. Das Arbeiten wurde in den meisten Fällen als leichter und auch deutlich produktiver empfunden, da es sich durch das Fehlen von Angstgefühlen einfacher und lustvoller gestaltete. Wenn Menschen aus Angst oder Druckgefühlen heraus viel erreichen, so wird das in der Regel subjektiv nicht als angenehm oder befriedigend wahrgenommen. Allenfalls die Umwelt ist beeindruckt von den Ergebnissen einer solchen Arbeit. Die Betroffenen sind meist so sehr von den negativen Gefühlen eingenommen, dass sie nicht in den Genuss und die Wertschätzung des Erreichten kommen, sondern primär unter den belastenden Gefühlen leiden. Ein anderer Unternehmer, den sein Vaterthema und sein verletztes Selbstwertgefühl zu Spitzenleistungen im Beruf trieben, gab mir gegenüber an, dass der Druck, der ihn zu seinen Höchstleistungen trieb, früher so massiv war, dass er sich wünschte, einfach nur tot umzufallen. Er fiel zwar um, doch starb er dabei nicht. Er hatte sich so stark überbelastet, dass er einfach zusammenbrach und nicht mehr so weitermachen konnte wie vorher. Damit ergab sich eine riesige Chance für seine Heilung. Vielfach müssen Menschen erst einen „Knock-Down“ erleben, bevor sie in der Lage sind, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Auch dieser Mann hatte seine beruflichen Erfolge niemals wirklich genießen können, sondern das Druckgefühl dominierte ihn so stark, dass für die guten Gefühle, die sich aus seinen Leistungen und Erfolgen hätten ergeben können, schlichtweg kein Platz war.

Eine Frau, die ich behandelte, erzählte, dass zwischen ihrer Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung riesige Unterschiede bestünden. Während sie selbst unter starken Versagensängsten litt und tagtäglich das Gefühl hatte, jeden Moment zu scheitern, sagten ihr ihre Freundinnen nach, eine starke Frau zu sein. Sie erzählte mir, dass sie nicht richtig verstanden habe, weshalb ihre Eltern überhaupt zusammen waren. Diese stritten sehr viel und waren so viel mit sich selbst und ihren Konflikten beschäftigt, dass sie sich schon früh für ihre drei jüngeren Geschwister verantwortlich fühlte. Sie übernahm es fast komplett, für die Kleinen zu sorgen. Ihre Mutter brachte sich nur wenig ein, da es ihr meistens schlecht ging. Diese Konstellation sorgte dafür, dass die Patientin rasch lernte, ihren Tag und den Tag der jüngeren Geschwister zu organisieren. So baute sie rasch eine hohe Organisationskompetenz auf und lernte, ihren Geschwistern und sich selbst dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen.

Kompetenz und aus dem Mangel heraus entstandene Fähigkeiten sind ein Geschenk für die betroffenen Personen, auch wenn dies so in der Form in der Regel zunächst kaum jemand bejahen würde. Anfangs ist der Leidensdruck durch die negativen Gefühle so groß, dass der Mensch sich trotz aller Fähigkeiten und Erfolge unglücklich fühlt. Wenn es dann jedoch gelingt, die belastenden Gefühle zu lösen, die zur Ausbildung der Fähigkeiten geführt haben, dann entwickeln sich die Menschen enorm weiter und erleben, was es heißt, wirklich glücklich zu werden.

Was nicht funktioniert - fehlerhafte Strategien

Ist man nicht in der Lage, seine Konflikte aus der Kindheit zu lösen, dann bleibt einem eigentlich nur noch der Blick nach vorne. Man wendet sich von seinen inneren Dämonen ab und versucht sich einzureden, dass die Vergangenheit vorbei ist und dass man ab sofort nur noch nach vorne blickt. Ich kann absolut nachvollziehen, dass man sich nicht von seiner Kindheit unterkriegen lassen möchte. Gerade dann, wenn man runtergemacht wurde. Dann versucht man umso mehr, seinem bisherigen Schicksal zu trotzen und seinem Leben etwas Gutes abzugewinnen. Das Problem in dem Nach-Vorne-Gucken besteht darin, dass man nicht mehr sieht, was einen festhält. Mit einer Bleikugel am Bein läuft es sich nicht leicht. Man strampelt sich ab, versucht nach vorne zu kommen, aber man kümmert sich nicht um seine tatsächlichen Probleme. Diese müssen jedoch gelöst werden, möchte man auf dem Weg des Lebens vorankommen. Der Weg lässt sich nur dann gehen, wenn das, was hinter uns liegt, bewältigt wurde. Daher geht zur Bewältigung der Vergangenheit kein Weg daran vorbei, sich umzudrehen und seinen Dämonen ins Gesicht zu blicken.

Wir können nicht bewusst entscheiden, wann die Ereignisse unserer Kindheit für uns keine Bedeutung mehr haben. Wir können uns lediglich selbst einreden, dass wir etwas hinter uns gelassen haben und dass es für uns keine Bedeutung mehr hat. Sich selbst anzulügen, ist jedoch keine Lösung. Ab und zu bin ich in meiner Praxis Patienten begegnet, die Stock und Stein geschworen haben, bestimmte Ereignisse hinter sich gelassen zu haben. Man geht in die hypnotische Trance hinein, will eigentlich an einem anderen Thema arbeiten, und auf einmal zeigen sich dann doch genau die Ereignisse, welche die Betroffenen angeblich bereits überwunden haben. Wann etwas „vorbei“, also emotional nicht mehr behindernd ist, entscheiden wir nicht mit unserem Verstand. Unser Verstand kann diese Arbeit nicht leisten. Wenn die mit einem Ereignis verbundenen negativen Gefühle tatsächlich verarbeitet worden sind und kein emotionaler Schmerz mehr fühlbar ist, dann, dann erst ist es wirklich vorbei.

Der starre Blick nach vorn führt genauso wie Kämpfen und Härte gegenüber sich selbst zu keiner Lösung. Ich kann verstehen, dass manche Menschen versuchen, ihren Schmerz wegzukämpfen. Dadurch, dass man hart zu sich selbst ist, kann man zeitweise seine emotionalen Probleme wegschieben. Außerdem kann man sich so als selbstwirksam erleben. Trotz seiner schwierigen Kindheit und seiner Geschichte schafft man etwas, trotzt seinem Schicksal. Man zeigt seinen Erzeugern den Stinkefinger und macht ihnen klar: Ihr wart im Unrecht! Ich bin doch zu was zu gebrauchen! Am Ende schadet man sich so nur selbst. Anstatt sich um seine Probleme zu kümmern, baut man sich ein Ego auf, das einen vor seinen tatsächlichen Schmerzen schützen soll. Der Nachteil daran ist: Man bekommt seine Probleme nicht gelöst und kommt immer wieder in Erschöpfungszustände. Wenn man jeden Tag gegen sich selbst kämpfen muss, kostet einen dies unheimlich viel Kraft. Ein Großteil der persönlichen Energie geht für den Kampf gegen die eigenen Gefühle drauf. Dadurch reduziert sich die Energie, die uns für unsere Schaffenskraft zur Verfügung steht. Außerdem hat das Kämpfen auch eine selbstzerstörerische Komponente. Anstatt sich zu erlauben, was man spürt, drückt man es weg. Man ist brutal zu sich selbst. Härte und Brutalität ebnen einem selbst jedoch nicht den Weg in die Heilung. Sie führen einen weg davon.

Die Kämpfer unter den emotional Belasteten entwickeln meist erst in heftigen Krisen die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Erst in der völligen Erschöpfung brechen die Verdrängungsmechanismen auf, und die Konfrontation mit dem emotionalen Schmerz wird möglich. Manchmal muss es eben der „Vollcrash“ sein, bevor man bereit ist, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Besser ist es jedoch, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Besser, man fängt früher an, sich mit sich selbst und seinen Problemen ernsthaft zu beschäftigen.


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